Warum ist die Praxis manchmal geschlossen?
Gelegentlich wird ja in der Presse darüber diskutiert, dass Ärzte insgesamt zu wenig arbeiten. Zumindest wird dies von den Krankenkassen immer wieder behauptet, manchmal sogar mit Honorarkürzungen gedroht.
Ich möchte Ihnen gerne einen Einblick geben, was so hinter den Kulissen geschieht, also in der Zeit, in der die Praxis nicht geöffnet ist.
Sie haben vielleicht schon bemerkt, dass wir unsere Praxis pünktlich um 8.00 Uhr und nachmittags um 14.00 Uhr öffnen. Sicher gibt es gelegentlich Klagen darüber, dass wir nicht vorher öffnen, insbesondere, wenn von außen Licht in der Praxis zu sehen ist, wir also offensichtlich schon anwesend sind. Jedoch gibt es hierfür gute Gründe: Der Verwaltungsaufwand einer Arztpraxis ist inzwischen aufgrund zahlreicher Rechtsvorschriften so groß, dass ca. 50% unserer Arbeitszeit aus reiner Bürotätigkeit besteht. Jeder aber, der in einem Büro arbeitet, wird nachvollziehen können, dass solche Tätigkeiten am besten zu erledigen sind, wenn man dabei ungestört arbeiten kann. Wir brauchen diese Zeit einfach, um all die Dinge zu erledigen, die während der Sprechstunde nicht möglich sind.
Aus diesem Grund ist die Praxis auch immer am letzten Dienstag im Monat nachmittags geschlossen – dieser Nachmittag ist unser “Quality-Day”, an dem wir uns Gedanken darüber machen, wie wir die Qualität der Praxis verbessern können.
Was machen wir denn eigentlich so außerhalb der Sprechzeiten?
- Anfragen von Krankenkassen beantworten
- Anfragen von Versicherungen und Schwerbehindertenangelegenheiten beantworten
- interne Fortbildung
- interne Qualitätssicherung, Erarbeiten von Standards zur Diagnostik und Therapie – damit keine Fehler passieren. Kontrollen der Geräte und vorgehaltenen Werkzeuge auf Funktionsfähigkeit.
- Bestandskontrolle der vorrätigen Artikel (Medikamente, Verbandsstoffe), Fehlendes und nur noch wenig Vorhandenes wird neu bestellt, abgelaufene Medikamente werden durch neue ersetzt
- Hygienemaßnahmen, Desinfektionen, Reinigung
- Abarbeiten schriftlicher Anfragen und Briefe per Post, Fax oder Email
- Gespräche mit Fremdpraxen, Beschaffen von medizinischen Befunden und Arztbriefen
- Einscannen von Arztbriefen in unser Computersystem und anschließendes sicheres Entsorgen der Vorlagen durch Schreddern.
- Säubern und Sterilisieren von Mehrfachgebrauchsartikeln (Pinzetten, Scheren, OP-Material)
- Vorbereiten von Untersuchungen und Operationen gemäß Terminkalender (wir freuen uns immer sehr, wenn dann der Termin unentschuldigt nicht eingehalten wird und unsere Arbeit damit umsonst war – und Kosten verursachte)
All dies nimmt leider mehr Zeit in Anspruch, als uns lieb ist, und vor allem: all diese Tätigkeiten bringen uns (fast) keinerlei Einkünfte, sind aber trotzdem immens wichtig, um die von uns selbst geforderte Qualität in der medizinischen Diagnostik und Therapie gewährleisten zu können.
Dazu kommt noch, dass ich dreimal wöchentlich meine Zweigpraxis in Hilden aufsuche und dort ebenfalls Sprechstunden abhalte. Insgesamt liegt (inkl. aller Bürotätigkeiten) meine Wochenarbeitszeit derzeit zwischen 55 und 60 Stunden.
All dies wäre übrigens ohne die herausragende Arbeit meiner Angestellten kaum zu bewerkstelligen. Ich bin sehr dankbar, dass ich solch gutes Personal habe, welches mich sehr umfassend und kompetent bei meiner Tätigkeit unterstützt.